Fohlengeburt

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Eutersuche

Saufen des Fohlens
Nach ca. 20- 30 Minuten macht das Fohlen die ersten Versuche aufzustehen. Sobald sie stehen können suchen sie das Euter der Stute auf und beginnen zunächst noch ungeschickt, aber rasch lernend, mit dem Saugen. Auch hier gilt: Geduld!! Durch zu schnelles eingreifen durch den Menschen werden Fohlen und Stute irritiert. Es ist oft ein Geduldsspiel und man möchte sehr gerne helfen, da die Fohlen meist sehr nah am Euter sind, es aber noch nicht schaffen die Zitze ins Maul zu nehmen und zu saugen. Je mehr man das Fohlen aber zum Euter hinschiebt und den Kopf nach unten in die Kniefalte drückt, desto mehr geht das Fohlen nach hinten und nimmt den Kopf hoch.
Schafft es das Fohlen jedoch nicht, innerhalb von einer Stunde aufzustehen und innerhalb von zwei Stunden zu saufen, so ist der Ablauf gestört und das Fohlen braucht dringend die Aufnahme von Milch, da Fohlen wenig Fettreserven haben und so schnell keine Energie für die Milchaufnahme mehr haben.
Die erste Milch, die sog. Biestmilch oder Kolostrum, unterscheidet sich nicht nur in der Farbe (gelblich) und Konsistenz (klebrig) von der "normalen" Milch. Sie enthält auch wichtige Abwehrstoffe (Immunglobuline), die dem Fohlen eine erste Immunität gegenüber Krankheitskeimen vermitteln. In den ersten 24 Stunden sind die Fohlen noch in der Lage die Immunglobuline über den Darm mit dem Kolostrum aufzunehmen. Danach schließt sich der Darm für diese Stoffe und die Milch der Stute enthält keine Abwehrstoffe mehr.
Schafft es das Fohlen nicht innerhalb der ersten Lebensstunden genügend Kolostrum aufzunehmen, hat es nicht genügend Abwehrstoffe und ist gefährdet krank zu werden. Um zu Überprüfen, ob das Fohlen genügend Biestmilch aufgenommen hat, kann der sog. "Cite-Test" durchgeführt werden. Dieser Test weist nach, ob im Blut des Fohlens genügend Abwehrstoffe vorhanden sind, und kann frühestens 12 Stunden nach der Geburt durchgeführt werden. Sind nicht genügend Abwehrstoffe vorhanden, so kann man, solange die Darmschranke noch nicht geschlossen ist, eingefrorenes Kolostrum einer anderen Stute mit der Nasenschlundsonde dem Fohlen eingeben. Ist dies nicht mehr möglich wird dem Fohlen Plasma infundiert.

Bild zurück    nächstes Bild


Der Autor übernimmt ausdrücklich keine Haftung für aus diesen Seiten abgeleitete Maßnahmen, für angegebene Dosierungen, Nebenwirkungen oder Schäden in Folge der Anwendung von Präparaten oder Maßnahmen. Die Dosierung ist im Einzelfall zu prüfen. Die Präparate dürfen nur von Tierärzten angewandt werden. Die Zulassung der Präparate für das Pferd ist im Einzelfall zu prüfen. Nicht für das Pferd und für die jeweilige Indikation zugelassene Medikamente anzuwenden ist strafbar.


p1
 Fohlengeburt   Nachgeburtliche Probleme   Richtzahlen   Fohlenkiste 

Das Copyright 2005, 2006 Dr. C. A. Bingold. Eine Weiterverbreitung, Verarbeitung gleich welcher Art und der Ausdruck ist abgesehen vom persönlichen Eigengebrauch nicht gestattet.