Stute/Fohlen

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Geburtsvorbereitende Maßnahmen

Stute

Kurz vor der Geburt sollt kontrolliert werden, ob die Stute noch Fäden einer Scheidenplastik trägt, diese müssen vor der Geburt entfernt werden.

Box

Wichtig ist eine genügend große Abfohlbox für Stute und Fohlen, um eine genügende Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Die Stute sollte sechs Wochen vor dem Geburtstermin in den Stall gebracht werden, wo sie abfohlen soll, damit sie sich an die entsprechenden stallspezifischen Keime gewöhnen kann und entsprechende Antikörper bildet, die das Fohlen über das Kolostrum aufnimmt. Die Box sollte gut gereinigt, abgetrocknet und desinfiziert sein. Wichtig ist die Kontrolle von Futtertrog und Tränke auf Sauberkeit und, dass keine Reste des Desinfektionsmittels vorhanden sind. Viel Stroh mit dicken Rändern an den Wänden ist notwendig zum Einstreuen der Box. Nach dem Stute und Fohlen stehen, das Fohlen säuft und Ruhe einkehrt, sollte das nasse Stroh aus der Box entfernt und wieder dick eingestreut werden.

Fohlenkiste

Für die Geburt sollte bestimmte Utensilien gemäß Checkliste bereitgestellt werden.

 

Wie läuft es im Normalfall nach der Geburt weiter?

Am einfachsten orientiert man sich hier an der sogenannten  1-2- 3 Regel.

  • 1 Stunde nach der Geburt sollte das Fohlen stehen.
  • 2 Stunden nach der Geburt sollte das Neugeborene das Euter gefunden haben und säugen
  • 3 Stunden nach der Geburt sollte das Darmpech abgehen. Zu diesem Zeitpunkt sollte auch die Nachgeburt abgegangen sein.

Die möglichst frühe Aufnahme von Kolostralmilch ist ausgesprochen wichtig für die Ausbildung eines Immunschutzes für das Fohlen, weshalb sich bereits 20 min nach der Geburt ein Saugreflex und Saugbedürfnis einstellt, das mit der Zeit immer stärker wird. Sobald das Säugen funktioniert geht ein normales Fohlen etwa alle 30 min an das Euter.

 

Wann ist der Tierarzt zu rufen?

Sobald obige Zeiten überschritten werden. Außerdem ist es ratsam, ca 12- 24 h nach der Geburt den Tierarzt eine Routineuntersuchung von Stute und Fohlen durchführen zu lassen, wobei auch der Immunstatus (Abwehrkörperspiegel) des Fohlens durch einen sogenannten „Cite-Test“ überprüft werden kann. Wenn in diesem Test ein ausreichender Immuntransfer nachgewiesen wird, sollten keine weiteren Maßnahmen notwendig sein, das Fohlen ist optimal geschützt. Ist dies nicht der Fall, muss unbedingt eine Plasmatransfusion (Blutübertragung) durchgeführt werden, um einer Fohlenlähme vorzubeugen. Bei ungenügendem Immunschutz ist die Gefahr einer Fohlenlähme extrem groß, da sich das Fohlen nicht gegen Keime wehren kann. Außerdem sollte die Nachgeburt zur Überprüfung der Vollständigkeit durch den Tierarzt aufgehoben werden. Wenn das Fohlen nach der anfänglichen Suchphase nicht in einen halbstündigen Säugerhythmus kommt, sondern hungrig erscheint, muss überprüft werden, ob das Euter der Stute Milch gibt und ob das Fohlen in der Lage ist zu schlucken bzw. ob Milch durch die Nase zurückläuft. Was das Darmpechverhalten angeht, hat es sich bewährt zumindest Hengstfohlen, die eher Probleme zeigen, routinemäßig nach dem ersten stabilen Saugakt ein Klistier zu verabreichen.

 

In der unten stehenden Bildersammlung werden die wichtigsten Informationen im Zusammenhang mit einer Fohlengeburt erläutert.

Zum Starten des Tutorials auf das erste Bild Klicken.

Anzeichen der nahenden Geburt

Geburtsphase 1

Geburtsphase 2

Geburtsphase 3

0

1

2

3

Nachgeburtliches Verhalten

Erste Prägung

Nabeldesinfektion

Eutersuche

4

5

6

7

Darmpechverhalten

8

 

Die häufigsten Gesundheitsprobleme des Fohlens im Zusammenhang mit der Geburt

Abgesehen von den Problemen mit Fehlverhalten der Stute nach der Geburt gibt es drei gefürchtete Komplikationen:

- Sauerstoffmangel während und nach der Geburt

- ungenügender Immuntransfer über das Kolostrum

- Fohlenlähme (bakterielle Infektion)


Der Autor übernimmt ausdrücklich keine Haftung für aus diesen Seiten abgeleitete Maßnahmen, für angegebene Dosierungen, Nebenwirkungen oder Schäden in Folge der Anwendung von Präparaten oder Maßnahmen. Die Dosierung ist im Einzelfall zu prüfen. Die Präparate dürfen nur von Tierärzten angewandt werden. Die Zulassung der Präparate für das Pferd ist im Einzelfall zu prüfen. Nicht für das Pferd und für die jeweilige Indikation zugelassene Medikamente anzuwenden ist strafbar.


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