Problematik

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Problematik der Diagnostik im distalen Zehenbereich

Dieses Thema ist auf der Hufrollen CD aktueller, ausführlicher aber verständlicher ausgearbeitet.

Wegen der anatomischen Gegebenheiten ist eine eindeutige Differnzierung von Schmerzherden im distalen Zehenbereich sehr schwierig.

    • Das Anästhetikum diffundiert rasch vom Hufgelenk über das Lig. impar in die Bursa
    • Die Innervation des Strahlbeines läuft über das Lig. impar und die Lig. collateralia. Eine Hufgelenksanästhesie betäubt dadurch die Strahlbeinregion.
    • Die Rr. palmares laufen an der Bursa podotrochlearis entlang und werden in ihrem distalen Abschnitt durch eine Bursaanästhesie mitbetäubt.
  • Hufgelenk und Strahlbein haben eine gemeinsame Gelenksfläche
    1. Oft handelt es sich bei den Erkrankungen im Zehenendbereich eher um Syndrome, die mehrere Strukturen einschließen, als um singuläre Erkrankungen.
    2. Keine der möglichen Anästhesien läßt für sich alleine einen eindeutigen Rückschluß auf die Erkrankung einer definierten Struktur zu
  • Dies gilt besonders für das Strahlbein. Es gibt keinen pathognomonischen Test für eine Erkrankung des Strahlbeines
  • Schmerzhaftigkeit des Strahlbeines läßt sich durch TPA, pulvine Infiltration, Hufgelenksanästhesie und Bursaanästhesie blocken
  • Eine Hufgelenkserkrankung ist nur wahrscheinlich , wenn die TPA negativ oder lediglich partiell positiv ist und die Hufgelenksanästhesie positiv ausfällt oder bei positiver Hufgelenksanästhesie die Bursaanästhesie negativ ist.
  • Durch die Bursaanästhesien werden auch manche schmerzhafte Prozesse des Hufbeines (Sohlenfläche) und die distale tiefe Beugesehne sowie deren Insertion am Hufbein betäubt
  • Die Hufgelenksanästhesie kann ebenfalls die tiefe Beugesehne und deren Insertion betäuben
  • Die Hufgelenksanästhesie bewirkt bei einer Strahlbeinerkrankung im Vergleich meist eine stärkere Schmerzausschaltung als die Bursaanästhesie

   

Anästhesiebefunde an der distalen Zehe
 

Strahlbein- 
erkrankung,  

Bursa podotrochle-  
aris

Hufgelenks- 
erkrankung

Distale tiefe Beugesehne und deren Insertion am Hufbein

Sonstige Erkrankung der distalen palmaren Zehe

Hufgelenks-

anästhesie

 

 

meist positiv oder wesentliche Besserung (aber auch negativ)

positiv

positiv oder wesentliche Besserung

negativ oder geringe Besserung

Bursa- 

anästhesie

positiv

negativ

positiv

negativ bis wesentliche Besserung

TPA oder  

Pulvine Infiltration

positiv

negativ bis wesentliche Besserung

positiv

positiv

MPA 

positiv

positiv

positiv

positiv 
 
 

 

  • Der Grad der Besserung nach einer Hufgelenksanästhesie korreliert mit dem Schädigungsgrad von:
    • Gelenkfläche von Hufbein/Kronbein und Strahlbein
    • Körper des Strahlbeines
    • Kollateralbändern des Strahlbeines
    • Lig. impar
  • Der Grad der Besserung nach einer Bursaanästhesie korreliert mit dem Schädigungsgrad von:
    • Synovia der Bursa
    • Tiefer Beugesehne
    • Gleitfläche des Strahlbeines mit der tiefen Beugesehne
  • Eine positive TPA läßt keinen eindeutigen Schluß auf eine Strahlbeinerkrankung zu
  • Wenn entweder TPA, Hufgelenksanästhesie, pulvine Infiltration oder Bursaanästhesie negativ sind, heißt das: Keine Erkrankung des Strahlbeines
  • Bei einer Erkrankung des Strahlbeines sollten sowohl TPA, Hufgelenksanästhesie, pulvine Infiltration als auch Bursaanästhesie positiv sein.
  • Für eine saubere Diagnostik müssen Leitungsanästhesien, die Hufgelenksanästhesie und die Bursaanästhesie in seperaten Untersuchungen durchgeführt werden



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