Das Hufrollensyndrom

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Das Thema Hufrolle ist eigentlich ein alter Hut. In den letzten Jahren hat sich aber auf diesem Gebiet viel getan. Man spricht inzwischen eher vom „Hufrollensyndrom“ weil eine Vielzahl von Strukturen an der Erkrankung  „Hufrolle“ beteiligt ist. Früher wurde nur das Strahlbein selbst untersucht, da die umliegenden Weichteilgewebe nicht untersucht werden konnten. Neue Erkenntnisse zeigen, dass anatomische Grundlagen offensichtlich zu wenig differenziert in den Lehrbüchern dargestellt wurden. Auch hier hat sich in den letzten 10 Jahren viel getan. Die Aussage von Anästhesien (örtlichen Betäubungen) wird heute wesentlich besser verstanden.

Mit zunehmendem Detailwissen nimmt aber auch die Komplexität zu. So einfach wie früher ist es nicht mehr. Eine positive TPA (die unterste Leitungsanästhesie) ist nicht mehr synonym mit “Hufrolle” und ein paar Gefäßkanäle am unteren Rand des Strahlbeins machen ein Pferd bei der Kaufuntersuchung nicht unbrauchbar.

Mit der Entwicklung neuer diagnostischer Methoden lässt sich viel exakter feststellen, welche Strukturen eigentlich erkrankt sind und mit diesem Wissen kann dann auch viel gezielter behandelt werden. Die therapeutischen Möglichkeiten haben ebenfalls zugenommen, womit das Problem Hufrolle zumindest im frühen Stadium seinen Schrecken verloren hat. War früher der Nervenschnitt in manchen Pferdepraxen die häufigste Operation, ist dieser Eingriff heute in unserer Praxis eher die Seltenheit.

Um das Problem “Hufrolle” verstehen zu können, muss man sich alle anatomischen Strukturen, die im hinteren Bereich des Hufes liegen, genauer anschauen. Jede anatomische Struktur, die es gibt, kann auch krank werden und das gilt auch für den hinteren Bereich des Hufes. Wird das Ganze unter funktionellen Gesichtspunkten betrachtet, muss man sogar die gesamte untere Zehe berücksichtigen. Die Strahlbeinerkrankung im engeren Sinn umfasst immerhin noch das Strahlbein selbst, seinen Bandapparat, die Gelenkfläche des Strahlbeines zum Hufgelenk, den unteren Abschnitt der tiefen Beugesehne, den Schleimbeutel zwischen Strahlbein und tiefer Beugesehne und die Gefäß- und Nervenversorgung des Strahlbeines.

 

Abbildung 1: Anschnittpräparat der Strukturen im Huf

Gemeinsam ist allen Erkrankungen im unteren Zehenbereich, dass die Stützphase schmerzt. Dennoch erscheint sie manchmal wie eine Hangbeinlahmheit bzw. "Schulterlahmheit" , weil das Pferd Angst vor dem Auffußen hat. Gemeinsam ist diesen Erkrankungen auch, dass die Lahmheit auf hartem Boden zunimmt und das Traben auf gebogenen Linien besonders auf dem kleinen Kreis und hartem Boden starke Schmerzen verursacht. Beugeprobe und Hufzange bringen oft unklare Resultate oder sind negativ.

Die Krankheit entwickelt sich in aller Regel schleichend. Der Beginn der Erkrankung wird vom Reiter gar nicht wahrgenommen. Erst wenn die Erkrankung fortschreitet merkt man die ersten Anzeichen. Das Pferd kommt steif und vorsichtig aus der Box, hat die ersten Tritte Mühe, sich eng um die Vordergliedmaße zu drehen. Unter dem Reiter beginnt das Pferd zu stolpern, bekommt „Landeangst“ beim Springen und tritt nicht mehr so frei wie früher. In der Box neigen manche Pferde dazu, sich einen kleinen Hügel unter die Vorderhufe zu scharren und sich auf die Zehenspitzen zu stellen, um die tiefe Beugesehne zu entlasten. In weiteren Verlauf beginnen die Pferde meist abwechselnd auf einer der beiden Vordergliedmaßen geringgradig zu lahmen.

Abgesehen von dieser klassischen Verlaufsform der Hufrollenerkrankung gibt es natürlich auch akute Verletzungen eines Beines mit entsprechend einseitiger akuter Lahmheit.

 

„Hufrolle” ist eine Zivilisationskrankheit

So komplex wie das Hufrollensyndrom sind auch seine Ursachen. Meist sind mehrere Faktoren in ihrer Zusammenwirkung für die Entwicklung der Erkrankung verantwortlich. Da bei allen Faktoren der Einfluss des Menschen mit im Spiel ist, bezeichne ich das Hufrollensyndrom als Zivilisationskrankheit. Der gemeinsame Nenner dieser Zivilisationskrankheit ist ein geschwächtes unangepasstes Fundament.

Die wichtigsten Faktoren:

  • Bewegungseinschränkung / Bewegungsmangel
  • Unnatürliche Bewegungsanforderungen
  • Angezüchtete Bewegungsmuster bzw. “Gänge”
  • Mangelnde Instandhaltung des Fundaments
  • Genetische Veranlagung und mangelnde Zuchtselektion
  • Unnatürliche gezüchtete Körpergröße
  • Übergewicht
  • Unnatürliche Aufzucht

 

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Der Autor übernimmt ausdrücklich keine Haftung für aus diesen Seiten abgeleitete Maßnahmen, für angegebene Dosierungen, Nebenwirkungen oder Schäden in Folge der Anwendung von Präparaten oder Maßnahmen. Die Dosierung ist im Einzelfall zu prüfen. Die Präparate dürfen nur von Tierärzten angewandt werden. Die Zulassung der Präparate für das Pferd ist im Einzelfall zu prüfen. Nicht für das Pferd und für die jeweilige Indikation zugelassene Medikamente anzuwenden ist strafbar.


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