Hintergründe

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Im Folgenden ein kleiner Ausschnitt. Mehr erfahren Sie auf der CD.

Der Stoßdämpfer: Hufknorpel, Strahlkissen, Huf

Der Form und Qualität des Hufes besonders im Trachten und Ballenbereich wird eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Hufrollensyndroms zugeschrieben. Je stabiler und korrekter das Fundament, desto weniger ist mit Problemen zu rechnen. Es ist beein-druckend, welche Kräfte der relativ kleine Pferdehuf im Verhältnis zur Körpermasse aushalten kann. Die Belastung pro Quadratzentimeter Fußungsfläche ist ist fast fünf mal größer als beim Menschen und das bei einer vier mal so hohen Bewegungsgeschwindigkeit.

Nur ein korrekt geformter Huf mit gut ausgebildetem Strahlkissen und funktioneller Sohle kann als Stoßdämpfer fungieren, der die bei der Fußung auftretenden schädlichen Vibrationen effektiv wegdämpft und die Gliedmaße schützt. Ist der Huf vom Beschlag bzw. der Zurichtung her gut ausbalanciert, hat er eine enorme Adaptationsfähigkeit an die auftretenden Kräfte und bildet stabile Trachten, ein starkes Strahlkissen und einen tragfähigen Strahl. Fehlt mangels Bewegung oder wegen Behinderung des Hufmechanismus die Durchblutung oder ein gesunder Belastungsstimulus, kann der Huf nicht adaptieren. Bei dauerhafter Fehlbelastung bzw. fehlerhaftem Beschlag kann sich der Huf nicht anpassen sondern es kommt im Gegenteil zur Schädigung des Hufes. Die Dicke des Hufknorpels nimmt ab, das Gefäßsystem des Hufknorpels degeneriert und verliert seine hydraulische Dämpfungsfunktion, das Gewebe des Strahlkissens verliert seine feste Faserstruktur, die weitgehend durch Fett ersetzt wird. Das Strahlkissen wird weich und verliert dadurch seine Elastizität, seine Dämpfungsfunktion und Schutzfunktion für den Strahlbeinkomplex. Der “Stoßdämpfer” geht kaputt. Der Umbau äußert sich auch im äußerlich sichtbaren Trachtenzwang und der Atrophie (Verkümmerung) des Strahls. Umgekehrt zeigen Pferde mit gut ausgebildeten, gesunden Hufen wesentlich weniger Streßmerkmale an Hufbein, Strahlbein und den Weichteilstrukturen des Hufrollenkomplexes.

Für die Stoßdämpfung relevante Strukturen

  • Die Hufknorpel
  • Das Strahlkissen
  • Ein speziell angelegtes Gefäßsystem im Ballenbereich
  • Die Sohle des Hufes und des Strahles
  • Die Eckstreben

Diese Strukturen sind zwar bei jedem Pferd vorhanden, sie sind aber von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich ausgebildet. Diese Unterschiede bestimmen, wie gut ein Pferd die bei der Fußung auftretenden Energien dämpfen kann.

Kommt es zu Veränderungen, die die Stoßdämpfungsfunktionen des Hufes verschlechtern, werden die Gewicht tragenden Strukturen entsprechend mehr belastet, was die Krankheitsanfälligkeit wesentlich erhöht oder in einem Teufelskreis endet.

Der Dämpfungsmechanismus erfordert eine hohes Maß an Bewegung im hinteren Bereich des Hufes („Hufmechanismus“). Beim Auftreffen des Hufes auf den Boden bewegen sich die Trachten auseinander und das Hufbein sinkt in der Hornkapsel nach unten. Durch diese Bewegung im Rahmen des Hufmechanismus entsteht ein Unterdruck im Strahlkissen und im Moment des Auffußens wird Blut mit hohem Druck in das Gefäßsystem der Hufknorpel gepresst. Dies entspricht in seiner Wirkung der Funktion eines hydraulischen Stoßdämpfers. Die knöchernen Strukturen werden effektiv vor den extrem schädlichen Vibrationen geschützt, solange dieser Mechanismus nicht gestört ist. Die Weichteilstrukturen wie Sehnen und Bänder haben lediglich die Funktion einer Feder und sind an der Vibrationsdämpfung nicht beteiligt. Sie nehmen wie eine Feder lediglich die Energie auf, speichern sie und setzen sie beim Abfußen wieder frei.

 

Abbildung 2: Gefäßkontrastmittelaufnahme eines Hufes mit Mangeldurchblutung (großes Bild) im Vergleich zum Normalzustand (grüner Pfeil)

 

Wie gut die Dämpfungsfunktion des Hufes funktioniert, hängt ganz entscheidend von der Hufform und Hufstellung ab. Die vergleichende Darstellung macht die unterschiedliche Stoßweiterleitung bei den verschiedenen Hufformen deutlich. Der enge, steile Huf leitetet die Stöße ungedämpft weiter, der gute geformte Huf dämpft sie über den Hufmechanismus ab, der flache Huf mit eingerollten Trachten leitet die den Stoß nach innen weiter mit der Folge einer Quetschung der inneren Strukturen.

Abbildung 3: Vergleich er Kraftübertragung bei einem steilen-engen Huf, einem normalen Huf und einem Huf mit eingerollten Trachten und langer Zehe

 

Schmerzen im Strahlbeinkomplex und ihre Entstehung

Es gibt verschiedene Hypothesen über die Pathomechanismen (Entstehung) des Hufrollensyndroms. Diese stützen sich im Wesentlichen auf:

  • Degeneration des Dämpfungsmechanismus der Hufstrukturen im hinteren Bereich des Hufes und darauf folgender chronischer Überbelastung
  • Biomechanischer Einwirkungen durch Druck der tiefen Beugesehne auf das Strahlbein
  • Übermäßige Zugbelastungen an den Band- und Sehnenansätze
  • Durchblutungsstörungen im Hufbereich mit teilweisen arteriellen Gefäßverschlüssen und daraus resultierender Minderversorgung des Strahlbeines oder lokalen Blutdruckproblemen im Strahlbein.

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Der Autor übernimmt ausdrücklich keine Haftung für aus diesen Seiten abgeleitete Maßnahmen, für angegebene Dosierungen, Nebenwirkungen oder Schäden in Folge der Anwendung von Präparaten oder Maßnahmen. Die Dosierung ist im Einzelfall zu prüfen. Die Präparate dürfen nur von Tierärzten angewandt werden. Die Zulassung der Präparate für das Pferd ist im Einzelfall zu prüfen. Nicht für das Pferd und für die jeweilige Indikation zugelassene Medikamente anzuwenden ist strafbar.


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