Bewegungsanalyse

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Bewegungsanalyse

    Auf dem Feld der Bewegungsanalyse gibt es derzeit viele unterschiedliche Ansätze, die sich einer Vielzahl unterschiedlicher Techniken bedienen. Im Vordergrund stehen

      • kinematische Analysen
      • Messungen von Kräften, die bei der Fußung auftreten
      • die Erfassung biomedizinischer Parameter
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    •  Symmetrieunterschiede werden zuverlässig aufgezeigt
    • Eine Objektivierung von Beobachtungen ist möglich, wodurch zusätzliche Informationen geliefert werden
    • Nachteil
      • Bisher hat sich keine Methode als wirklich praxistauglich etabliert
      • Die Computerauswertung reicht an das menschliche Bildverarbeitungsvermögen bei der Beurteilung und Charakterisierung von Lahmheiten nicht heran
      • Offensichtliche Verbesserungen nach Anästhesien werden oft durch Bewegungsanalysen nicht entsprechend widergespiegelt
      • Eine "Diagnose" bezüglich der erkrankten Struktur ist bislang nicht möglich
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    • Kinematik
      • Definition
        • Analyse der Bewegungsgeometrie ohne Berücksichtigung der Kräfte, die der Bewegung zu Grunde liegen
          • Lineare Bewegung
          • Winkeländerungen
          • Beschleunigung
          • Geschwindigkeit
      • Methodik
        • Grundlage kinematischer Untersuchungen sind Aufnahmen von Vidiokameras

        • Qualitative Untersuchung

          • Subjektive Beurteilung über Slow Motion Analyse wird möglich
          • Zeichnen von Kurven
             

           Quantitative Untersuchung

          • Zeitmessungen
            • Registrierung von Vorführ- und Belastungsphasen
          • Messungen von Gelenkswinkeln und Bewegungsbahnen von Gelenken
            • Verwendung von Markierungen an anatomischen Refernzpunkten
            • Registrierung von Bewegungsbahnen dieser Referenzpunkte
          • Videosysteme
            • Aufzeichnung mit Videorekorder
            • Konventionelle "slow motion" nicht ideal
            • Besser PC-System mit "frame grabber" Bildbearbeitungssoft- und Hardware
          • Bewegungsanalysesysteme
            • Automatische Bildauswertung (12 Systeme auf dem Markt)
            • Bilder werden digitalisiert
            • Halbautomatisch: Fixpunkte werden auf erstem Bild manuell mit Kursor markiert, das System verfolgt die Bewegung dieser Punkte automatisch und wertet sie aus
        • Vollautomatisch: Markierungspunkte (Reflektoren) sind am Pferd angebracht und werden vom System verfolgt und deren kinematische Daten ausgewertet
        • Filmaufnahmen

      

      Muybridge fertigte 1885 als erster mit 24 seriell geschalteten Kameras Bewegungsstudien an

      • Filmkamera (16mm) 500 Bilder/sec
      • Videokamera

      Meßstraßen

      • Registrierung der Kräfte beim Fußen
      • Auswertung mittels Computer
    • Kinetik
      • Definition:

      • Analyse der Kräfte, die der Bewegung zu Grunde liegen

        • Lokalisation der Kräfte und deren Ansätze und Zugrichtungen im System
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      •  Methodik
        • Kinematische Meßgeräte
          • Kraftmeßplatten
          • Dehnungsindikatoren
          • Beschleunigungsmeßgeräte
        • Meßplatten
          • Im Boden eingelassene Drucksensoren, über die das Pferd hinwegläuft
            • Meist wird nur eine Fußung registriert
        • Meßstraße
          • Kaegi System (EGA - Equine Gait Analysis System)
          • 4m lange , 1m breite Meßstrecke mit Drucksensoren unter Gummimatte, über die das Pferd geführt bzw. getrabt wird
          • Je Durchgang werden 5-7 Gliedmaßenfußungen registriert und von Komputer erfaßt, der ein Druckprofil für die Gliedmaßen erstellt
          • Ein Hufabdruck trifft mehrere Sensoren, sodaß auch Zehen- Trachenfußung registriert werden kann
        • Meß-Hufschuhe
          • Hufschuhe, in die Dehnungsmeßgeräte eingebaut sind
          •  

      •  Belastungswerte der Gliedmaßen bei der Fußung auf festem Grund
        • Druckkräfte
          • Schritt: 0,6x Körpergewicht
          • Trab: 0,9x Körpergewicht
          • Galopp (Grasbahn): 1,7x Körpergewicht
        • Zugkräfte an der tiefen Beugesehne
          • Schritt: 0,8x Körpergewicht
          • Trab: 1,4x Körpergewicht
    • Elektrogoniometrie
      • Einsatz von Winkelmeßgeräten
        • Goniogramm
          • Winkelbewegung eines Gelenkes isoliert
        • Cyclogramm
          • Winkelbewegung zweier Gelenke gegeneinander
    • Dehnungsmeßgeräte
      • Messung der Dehnung bzw. der Stauchung von Oberflächen
        • Z.B. Implantierung am Metakarpus oder den Beugesehnen
    • Elektromyografie
      • Abnahme von elektrischer Aktivität der Muskulatur über feine Elektroden

       

    • Terminologie
      • Stützbeinphase
        • Abrollphase: Zeitintervall vom Anheben der Trachten bis zum Abfußen
        • Mitt-Stützbeinphase: Vordergliedmaße -> wenn der Karpus horizontal steht; Hintergliedmaße -> wenn der Huf vertikal unter dem Hüftgelenk plaziert ist
        • Von Beginn der Fußung bis Mitt-Stützbeinphase -> Deceleration
        • Von Mitt-Stützbein bis Abfußung erfolgt Acceleration (Vorschub)
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      •  Hangbeinphase
        • Vorführphase: Zeitintervall ohne Bodenkontakt der Gliedmaße, während der die Gliedmaße vorgeführt wird

        • Am Ende der Hangbeinphase erfolgt bei physiologischer Fußung eine Umkehr der Bewegungsrichtung, sodaß sich die Gliedmaße wieder gleichsinnig mit der Bewegungsrichtung bewegt (Anderfalls erhebliche Prellung)



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