Synoviauntersuchung

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Laboruntersuchungen

 Gelenkserkrankungen

     Synovia

      Die Synovialmembran stellt eine "Blut-Gelenks-Schranke" dar
      Synovia ist ein Plasmadialysat, dem Hyaluronsäure zugesetzt ist.
      Die Konzentration der meisten Substanzen ist daher im Gelenk niedriger oder gleich der im Serum.
      Wenn die Konzentration eines Stoffes in der Synovia höher ist als im Serum, bedeutet das, daß die Substanz im Gelenk gebildet wird.
       

    • Funktion der Synovia
      • Transportmedium für Nährstoffe und Stoffwechselmataboliten der Knorpelzellen
      • Schmiermittel
      • Immunflüssigkeit
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    • Einsatz der Synovia Analyse
      • Synovia Anlyse kann Aufschluß geben über den aktuellen Zustand im Gelenk besonders, wenn die Röntgenuntersuchung keine weiteren Befunde liefert
      • Trotz negativer Röntgenbefunde können im Gelenk erhebliche Zerstörungsprozesse ablaufen, die über Synovia Untersuchungen nachgewiesen werden können
      • Frühdiagnostik von akuten traumatischen Arthritiden
      • Besonders bei Gelenksinfektionen ist eine frühzeitige Diagnose mit Resitenztest entscheidend für den Therapieerfolg
      • Differentialdiagnose und Entscheidung über Therapie
      • Klinische Relevanz von OCD Erscheinungen und Chips
      • Verlaufskontrolle über Ansprechen der Therapie und Heilungserfolg, bzw. über Status der Zerstörung und Entzündungsaktivität
      • Bei geringgradigen oder subklinischen Gelenkserkrankungen läßt die Synoviaanalyse keinen sicheren Rückschluß auf die Vorgänge im Gelenk zu, da eine erhebliche Schwankung der Normalwerte vorliegt
      • Die Werte in verschieden Gelenken ein und des selben Pferdes schwanken deutlich
      • Der Knorpelstoffwechsel oszilliert, wodurch zusätzliche Schwankungen der Untersuchungsparameter in der Synovia entstehen
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    • Untersuchte Parameter
      • EDTA- Röhrchen verwenden
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    • Physikalische Eigenschaften
      • Volumen

        • Bei chronischen Arthritiden oder nach Kortisonbehandlung kommen auch "Dry Joints" vor

        Farbe

        • Von Gelenk zu Gelenk sehr unterschiedlich
        • Von bernsteinfarben im Sprunggelenk bis zu fast farblos im Hufgelenk
        • Bei Hämarthros rötliche Farbe ohne Schlierenbildung - frische (iatrogene) Blutung rote Schlieren - alte Blutungen dunkelgelbe Färbung wegen Bilirubin
        • Bei DJD eher gelblich
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        Klarheit / Trübung

        • Akute Entzündungen -> ggr. trübe, proportional zur Leukozytenzahl
        • Chronische Entzündung klar
        • Infektion opaque

        Viskosität

        • Physiologiscche Synovia ist fadenziehend
        • Wenn die Viskosität und der Mucingehalt sich ändert, ist das ein Hinweis auf Pathologie der Synovialmembran
        • Eine zuverlässige Messung der Synoviaviskosität ist nur mit einem Rotationsviskosimeter möglich (aufwendig)
        • Die Werte für die Viskosität hängen vom Untersuchungsverfahren ab
        • Einfacher Test: Fadenbildung zwischen Fingern (3-4 cm)
        • Viskosität und Hyaluronsäuregehalt sind nicht unmittelbar voneinander abhängig

        Gerinnung

        • Gesunde Synovia gerinnt nicht
        • Fibrin und Fibrinogen sind im gesunden Gelenk nicht zu finden
        • Mit zunehmender Entzündung nimmt die Gerinnung von Synovialflüssigkeit zu, da die Permeabilität der Synovialmebran steigt und somit sonst nicht vorhandenes Fibrinogen in das Gelenk gelangt
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    • Biochemische Parameter

    • Zur Herabsetzung der Viskosität kann die Probe mit Hyaluronidase behandelt werden
                      Protein

        • Eine vermehrte Proteinkonzentration im Gelenk ist bedingt durch Effusion bzw. einer Erhöhung der Permeabilität aufgrund der entzündlichen Reaktion
        • Durch Proteinanstieg steigt der osmotische Druck im Gelenk, wodurch mehr Flüssigkeit in das Gelenk gezogen wird
        • Pferde im Training weisen höhere Proteinkonzentrationen auf
        • Refraktometer kann benutzt werden, sonst Biuret Reaktion

        Proteinfraktionen

        • Bei Entzündung findet man eine prozentuale Zunahme der g-Globulinfraktion bei Abnahme des Albuminanteils
        •  

Synovia normal

Albumin %

39,6 +/- 4,5

a-Globulin %

10,5 +/- 2,3

b-Globulin %

21,3 +/- 4,2

g-Globulin %

28,7 +/- 4,0

 Tabelle 4: Prozentuale Anteile der Proteinfraktionen in Synovialflüssigkeit des Pferdes

        Glukose / Laktat

        • Fluoridhaltige Röhrchen müssen verwendet werden, um den Glukosestoffwechsel zu stoppen
        • Werte sind nur aussagefähig im Vergleich mit Serumwerten
        • Im physiologischen Zustand entspricht die Konzentration der im Serum oder ist geringfügig niedriger (10 mg/dl)
        • Bei akuten Entzündungen fällt die Glukose Konzentration (Differenz zum Serum bis zu 40 mg/dl).
        • Fällt die absolute Glukosekonzentration auf 20 mg/dl muß mit einer Gelenksinfektion gerechnet werden
        • Die Laktatkonzentration steigt bei entzündlichen Prozessen durch den gesteigerten Metabolismus der Zellen (Leukozyten)
        • Bei chronischen degenerativen Veränderungen erfolgt keine Steigerung des Glukosemetabolismus

        pH-Wert

        • Der pH fällt bei zunehmendem Entzündungsgrad bzw. Metabolismus von Leukozyten
        • Indikatorstreifen können verwendet werden

        Proteoglycane

        • Widersprüchliche Angaben

        Hyaluronsäure

        • Hyaluronsäure hat am Knorpel keine Schmierfunktion, sondern nur an der Synovialmembran
        • Das Molekulargewicht natürlicher Synovia beträgt 7x106 Dalton
        • Die Viskositätsabnahme bei Entzündungen wird verursacht durch die Abnahme der Hyaluronsäurekonzentration und Veränderungen des Hyaluronat-Proteinkomplexes
        • Quantitative Bestimmungen problematisch solange nicht standardisiert
        • Die Hyaluronsäurekonzentration ist in verschiedenen Gelenken unterschiedlich. Fesselgelenk ca 0,5 mg/ml, Karpalgelenk ca. 1,3 mg/ml, Tarsalgelenk ca. 0,5 mg/ml
        • Die Werte hängen auch vom Meßverfahren und den Probenröhrchen ab (Bei EDTA-Röhrchen 50% weniger Hyaluronsäure!)

        Enzyme

        • AP und LDH steigen bei Entzündung an
        • LDH ist aussagefähiger Parameter und steigt bei akuten Entzündungen auf das 4-5 fache des Serumwertes an
        • LDH bleibt bei chronisch degenerativen Veränderungen auf Serumniveau
        • TNF (Tumor Necrosis Factor) steigt bei Entzündung an
        • Rheumafaktor steigt bei Entzündung an (die diagnostische Aussagefähigkeit ist jedoch sehr fraglich)

        Mucin

        • Mucinausfällungstest: 0,5 ml Essigsäure (5%) zu 2 ml Synovia, mit Glasstab verrühren
        • Physiologische Synovia bildet kompakten Mucinklumpen
        • Mit zunehmender Entzündung fragmentiert der Klumpen bzw. tritt eine flockige Ausfällung ein
        • Mit zunehmender Viskosität steigt der Grad der Mucinausfällung

        Fibrinogen / Fibrin

        • Im Normalzustand nicht im Gelenk nachweisbar
    • Zellgehalt
      • Knorpelzellen

        • Knorpelzellen aus verschiedenen Schichten der Gelenksfläche können differenziert werden
        • Aber auch bei 40% der "gesunden" Gelenke lassen sich oberflächliche Abschilferungen nachweisen
        • Bei Verletzungen der subchondralen Knochenplatte oder bei Frakturen sind häufig Knochenzellen nachweisbar
        • Ein negativer Befund schließt eine Fraktur nicht aus!
        • Bei frischen Frakturen sind auch Blut und Fett nachweisbar

        Immunzellen

        • Stark erhöhte Leukozyten sind ein Indikator für Infektionen
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    • Gesamtzellzahl
      • Siehe Tabelle 3
      • Als Zählflüssigkeit physiologische Kochsalzlösung verwenden (Die Türksche Lösung fällt das Mucin aus)
      • Bei infektiöser Polyarthritis kann die Zellzahl unter 50.000 liegen
      •  

    • Bakteriologie
      • Wann immer der Verdacht einer Infektion vorliegt
      • Eine negative Kultur beweist nicht, daß keine Gelenksinfektion vorliegt!
      • Wenn eine hohe Leukozytenzahl, ein niedriger pH , eine geringe Glucosekonzentration und ein hoher Lactatwert vorliegen ist eine Infektion auch bei einer negativen Kultur anzunehmen

      • Oft wächst erst bei der Kultur einer Synoviabiopsie etwas



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