Szintigrafie

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Szintigrafie

    Erste Veröffentlichung über die Anwendung beim Pferd 1975 (Ueltschi), vor 10 Jahren noch als absolut exotisch abgetan, heute nicht mehr wegzudenken

 

  • Funktionsprinzip
    • Verwendung von schwach radioaktiven Substanzen zur Darstellung
      • vermehrte Stoffwechselaktivität
        • Osteoblasten sprechen binnen Stunden nach Aktivierung an
        • Fissuren sind nach 1, spätestens nach 3 Tagen nachweisbar
        • Osteoklastenaktivität wird nicht angezeigt
      • vermehrte Durchblutung und Gefäßpermeabilität
        • lediglich zu einem geringerem Maß
      • Entzündungsherde mit Osteogenese
        • Orte mit erhöhtem mechanischen Streß (z.B. Kortexumbau)
        • Periosttrauma (auch bei Fissur!)
        • Verankerung von Sharpeyschen Fasern
        • Knochenzysten lassen sich nicht nachweisen
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    •  Anästhesien können bis zu 3 Tage lang auf dem Szintigramm als "hot spots" erscheinen und fehlgedeutet werden!
    • Szinigrafie ist eine Funktionsmessung (Strahlenemission)
    • Intravenöse Verabreichung von Technetium99 Verbindungen
      • Etwa die Hälfte der Dosis geht in die Knochen, der Rest wird schnell über den Urin ausgeschieden
      • Nach 3 Stunden ist im Blut keine Radioaktivität mehr nachweisbar
      • Halbwertzeit beträgt 6 Stunden
    • Lokale Injektion von gasförmigem Xenon133 zur Darstellung von Minderdurchblutung
      • Die Clearance aus dem injizierten Gebiet wird gemessen
      • Muskulatur - rezidivierendes "tying up"
  • Geräte
    • Gamma Kamera
      • Die Kamera als solche hat die Größe eines Autoreifens
      • Generierung von Bildern
      • Handgeführter Zählkopf
        • Registrierung von Meßpunkten und Eingabe in ein Auswertungsprogramm, das Profile erstellt
        • wesentlich ungenauer aber leichter zu handhaben und kostengünstiger
        • Nur ein Drittel der Technetium Dosis ist nötig
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    •  Messung der Strahlung durch Gamma-Kamera

    •             1    Gamma Kamera und Belichtung eines Filmes
                  2    Zählkopf für digitale Meßwerterfassung; Auswertung per Computer und
                        Kartierung

     

  • Methodik
    • Verlauf der Messung
      • Phase 1: Nukleares Angiogramm
        • Dauer ca. 30 Sekunden
      • Phase 2: Weichteilgewebe Szintigramm
        • Maximum nach 20-30 Minuten
      • Phase 3: Knochenszintigramm
        • Beginn 2 Stunden nach Injektion, Messung nach 3-4 Stunden
    • Aufnahmen
      • Standardaufnahmen: lateromedial Scan´s , evtl. auch pa
      • Immer mit gegenüberliegender Gliedmaße vergleichen
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  • Indikation
    • Sensitiver als Röntgen aber sehr ungenau - "hot spot" / "cold spot"
    • Kein alleiniges Diagnostikum sondern ein Stein im Puzzle und eine Ergänzung zum Röntgen (kein Ersatz)
    • Diagnostik von Entzündungen der oberen Gelenke und Knochen
      • Alles was oberhalb von Karpal- bzw. Tarsalgelenk liegt und schwer zu palpieren bzw. zu anästhesieren ist
    • Zeigt pathologische Prozesse früher als Röntgen (positive Anästhesie, aber kein Röntgenbefund)
      • Frühdiagnostik von röntgenologisch schwer oder nicht darstellbaren Fissuren und Frakturen incl. Becken
      • Frühe Spaterkrankung ohne Röntgenbefunde
      • Sesamoiditis
      • Insertionsdesmopathien aller Art
      • Erkrankungen der Ansatzbereiche von Sehnen und Bändern
    • Abklärung, ob röntgenologischer Befund aktiv ist oder nicht
      • Spat
      • Hufrolle
      • Sklerose des Os carpale tertium
      • OCD
    • Wenn die Lahmheit zu gering ist, um zu anästhesieren, bzw. wenn andere diagnostische Maßnahmen unklare Befunde liefern
      • Unklare oder verwirrende Anästhesiebefunde
      • Wenn die proximalen Leitungsanästhesien keine Besserung bringen
      • Multiple Schmerzherde
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  • Strukturen mit häufigen Befunden
    • Hufbein und Strahlbeinfrakturen, Osteitis des Hufbeins
    • Strahlbeinsyndrom: Differenzierung von Weichteil- /Knochenbeteiligung und der Aktivität von röntgenologischen Veränderungen
      • Ankaufsuntersuchung!?
    • Fissuren/Frakturen am gesamten Skelettsystem
    • Frühe DJD
    • "Sore Shin"
    • Trainingsbedingte Sklerose
      • Epiphysen der Röhrenknochen (schmerzhaft)
      • Os carpale tertium
    • Insertionen von Sehnen und Bändern
      • Interosseus, Kollateralbänder
      • Subluxation im Sacroilialgelenk ("hunters bump")
      • "Kissing Spines"
      • Veränderungen an der Halswirbelsäule
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  • Nachteile
    • Relativ hohe Kosten
      • Aber eine Szintigrafie ist billiger als zahlreiche unnötige Röntgenaufnahmen und erfolglose Behandlungen
    • Umgang mit radioaktivem Material mit entsprechenden Schutzvorkehrungen, Entsorgungsauflagen
    • Risiken
      • Der Urin weist die höchste Strahlenbelastung auf
      • Evtl. Narkoserisiko
      • Risiko des Todes durch Strahlenbelastung, wenn 100 Stunden zu Meßzwecken direkt am Pferd verbracht worden sind, ist
      • 50 in 106

      • Das entspricht 75 Zigaretten oder 75 min "free climbing"
         

        Szintigrafie Kniegelenk

        Szintigrafie Halswirbelsäule



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