Cushing

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Unter Cushing versteht man beim Pferd eine Erkrankung der Hirnanhangdrüse, die mit bestimmten Homonstörungen einhergeht.

Beim Menschen wird aus verschiedenen Gründen die Produktion von körpereignem Kortisol anregt. Der Patient hat dadurch dauerhaft erhöhte Kortisonspiegel.

Beim Pferd ist nicht wie häufig angenommen ein Tumor die Ursache, sondern eine Fehlsteuerung der Produktion von ACTH und einem anderen Hormon (POMC) in der Hirnanhangdrüse. Der körpereigene Kortisonspiegel ist beim Pferd nicht unbedingt erhöht, er kann es aber sein. Diese Fehlsteuerung entwickelt sich bei sehr vielen Pferden ab einem Alter von etwa 18 Jahren. Die Auswirkungen sind aber nicht bei allen Pferden offensichtlich zu erkennen.

Die häufigsten Symptome von Cushing beim Pferd sind:

  • Langes „Winterfell“ auch im Sommer
  • Leichtes Schwitzen
  • Leistungsintoleranz – Lethargie
  • Schlechte Bemuskelung
  • Unfruchtbarkeit
  • Schlechte Wundheilung
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Hohe Wasseraufnahme und Harnproduktion
  • Hufrehe – häufige Hufgeschwüre
  • Insulinresistenz
  • Fettverteilung wie bei Metabolischem Syndrom

Diese Symptome sind lediglich möglich, sie müssen aber nicht auftreten. Wie aus der Liste hervorgeht, kommt auch Insulinresistenz und eine Fettverteilung wie beim Metabolischen Syndrom vor, sowie eine Neigung zur Hufrehe. Wenn Insulinresistenz auftritt, ist der Rest verständlich. Viele Cushing Pferde sind eher mager, können aber trotzdem die krankhaften Fettdepots zu haben. Manche Pferde sind insgesamt sehr fett und es wird vermutet, dass sich die Fehlsteuerung der Hirnanhangdrüse beim Pferd aus einer langjährigen Verfettung heraus entwickeln kann.

Cushing Pferd
Typisches älteres Pferd mit langem Fell und schlechter Bemuskelung.

 

Auf Grund der Verfettung und der abnormen Fettpolter sehen beide Krankheiten äußerlich bei vielen Pferden ähnlich aus. Die Unterschiede sind:

 

Metabolisches Syndrom

  • Zivilisationserkrankung
  • Überfütterung
  • Auch in jungen Jahren
  • Normales Haarkleid

 

 

Cushing

  • Alterserkrankung
  • Verfettung ohne Überfütterung
  • Nur bei alten Pferden
  • Dauerhaftes „Winterfell“

 

Das Metabolische Syndrom tritt meist im Alter von 8 bis etwa 18 Jahren auf, Cushing erst danach ab etwa 18 Jahren.

Bei beiden Erkrankungen kann man die Anfänge tückischer weise nicht oder nur sehr schwer erkennen. Der Beginn beider Erkrankungen ist schleichend und äußerlich nicht erkennbar.

Da die Problematik der Insulinresistenz vorliegt, ist verständlich, dass diese Pferde auch zu Hufrehe neigen. Die Zusammenhänge sind genauso, wie beim Metabolishen Syndrom beschrieben.

Auf die anderen Begleiterscheinungen von Cushing will ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen.

 

Diagnose

Die Diagnose von Cushing ist beim Vorliegen des “Teddybärfells” im Sommer schon äußerlich möglich. Die klassische Diagnose läuft über einen Labortest (Dexamethason Suppressionstest).

 

Therapie

Cushing beim Pferd ist gut behandelbar. Sofern keine Organschäden entstanden sind oder die Rehe bereits chronisch ist, kann man die Symptome durch das Medikament Pergolide vollständig zum Verschwinden bringen. Das Medikament muss über einen längeren Zeitraum verabreicht werden und ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern in Europa relativ teuer.

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Der Autor übernimmt ausdrücklich keine Haftung für aus diesen Seiten abgeleitete Maßnahmen, für angegebene Dosierungen, Nebenwirkungen oder Schäden in Folge der Anwendung von Präparaten oder Maßnahmen. Die Dosierung ist im Einzelfall zu prüfen. Die Präparate dürfen nur von Tierärzten angewandt werden. Die Zulassung der Präparate für das Pferd ist im Einzelfall zu prüfen. Nicht für das Pferd und für die jeweilige Indikation zugelassene Medikamente anzuwenden ist strafbar.


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 Metabolisches Syndrom   Cushing 

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