Ursachen für Hufrehe

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Im Folgenden werden Sie mit einigen für “Nichtmediziner” schwer verdaulichen Begriffen konfrontiert. Ich werde alle Begriffe und Mechanismen nach und nach erklären. Dabei werde ich - um verständlich zu bleiben - manches stark vereinfacht oder plakativ darstellen. Der Mediziner wird es mir hoffentlich verzeihen. Außerdem werden Sie sehen, dass von den bisherigen Theorien (Eiweißvergiftung) zum Teil wenig übrig geblieben ist.

Die Ursachen für Hufrehe kann man in drei Gruppen gliedern:

  • Stoffwechselerkrankungen
    • Insulinresistenz
      • Metabolisches Syndrom
      • Cushing
  • Vergiftungen
    • Kohlenhydrate
    • Sepsis (Blutvergiftung)
      • Infektionen (z. B. Nachgeburtsverhaltung)
      • Darmentzündung, Kolik
    • Diverse Giftstoffe
  • Mechanische Auslöser
    • Belastungsrehe

Die wichtigsten Auslöser für Hufrehe sind Stoffwechselerkrankungen und Vergiftungen. Mit dem Wort “Vergiftungen” muss man in diesem Zusammenhang etwas vorsichtig umgehen, da es keine Vergiftungen sind, wie man sie sich landläufig vorstellt. Die Vergiftung beruht auf dem Übertritt von bakteriellen Bestandteilen in den Körperkreislauf, was in diesem eine Kaskade von schädlichen Reaktionen hervorruft.

Bei den Stoffwechselerkrankungen stehen Erkrankungen, die mit einer Insulinresistenz einhergehen im Vordergrund. Was Insulinresistenz bedeutet wird im entsprechenen Abschnitt erklärt werden. Vorab: es gibt zwei Gründe für Insulinresistenz.

  1. Metabolisches Syndrom des Pferdes
  2. Cushing des Pferdes

Die Hufrehe, die durch Stoffwechselerkrankungen hervorgerufen wird, verläuft meist chronisch schleichend und unauffällig. Viele der Pferde zeigen eher eine Hufbeinsenkung als eine Hufbeinrotation. Die Anfänge des Hufreheprozesses bekommt der Reiter in aller Regel gar nicht mit, da der akute Schub mit erheblicher Lahmheit und typischen Rehesymptomen erst mal fehlt.

Wie man sehen wird, sind diese Stoffwechselerkrankungen aber nicht selten der Wegbereiter für eine akute Hufrehe mit all ihren dramatischen Symptomen.

Bei den akuten “Vergiftungen” kommt es hingegen meist zum dramatisch ablaufenden akuten hochgradigen Reheschub. Hier spielt sich die Hufrehe ab, wie man sie sich üblicher Weise vorstellt und aus Lehrbüchern kennt.

Entgegen der weit verbreiteten herkömmlichen Vermutung spielt Eiweiß bei Hufrehe keine Rolle . “Eiweißvergiftung” ist kein klassischer Auslöser für Hufrehe. Inzwischen weiß man, dass nicht das Eiweiß sondern bestimmte Kohlenhydrate (Zucker, Stärke und Fruktan) im Futter der Pferde die Auslöser für Hufrehe sind. Wenn ein Pferd auf der Weide oder nach dem Plündern des Futterwagens eine akute Hufrehe bekommt, ist nicht das Eiweiß, sondern sind die aufgenommenen Kohlehydrate daran schuld.

Auch bei den Stoffwechselerkrankungen mit Insulinresistenz spielen Kohlenhydrate (Zucker) die entscheidende Rolle.

  • Wenn, dann sollte man bei Hufrehe also eher von einer “Zuckervergiftung” sprechen.
  • Die “Zuckervergiftung” bei Stoffwechselerkrankungen mit Insulinresistenz verläuft chronisch schleichend.
  • Die “Zuckervergiftung” auf Grund der Aufnahme von zu viel oder gefährlichen Kohlehydraten führt zur dramatisch akuten Rehe.
  • Die Insulinresistenz bei den Stoffwechselerkrankungen sensibilisiert die Pferde für eine akute Rehe, sodass auch diese Pferde akute Reheschübe bekommen können.

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