Haltungsbedingungen

Verfasser der Artikel ist soweit nicht anders vermerkt Dr. C. A. Bingold, Pferdeklinik Großostheim

Eliminierung von organischem Staub

Die wichtigste Therapie - und ohne diese funktioniert auch jegliche andere oder weitere Therapie nicht - ist die staubarme oder möglichst staubfreie Haltung. Wenn die Ursache der Erkrankung nicht beseitigt wird, ist an eine Heilung nicht zu denken. Ursache ist bei der klassischen RAO aber auch der IAD die Exposition gegenüber organischem Staub. Die weitaus höchste Konzentration findet sich im Heu - wohlgemerkt auch in qualitativ gutem Heu. An zweiter Stelle kommt das Stroh und dann erst der übliche Reithallenstaub. Selbst in einer Offenbox mit qualitativ gutem Heu und Stroh übersteigt die Konzentration der Schadsubstanz Endotoxin im Staub die Grenze, der Baumwollfabrikarbeiter am Arbeitsplatz ausgesetzt sein dürfen. Die Arbeiter entwickeln bei höherer Exposition die gleiche Krankheit wie die Stallpferde. Der Fabrikarbeiter ist aber nur einige Stunden am Tag diesem Staub ausgesetzt, die meisten Pferde sind es mehr als 23 Stunden. Dies zeigt sehr deutlich, wie wichtig die Staubreduzierung für erkrankte Pferde ist, denn diese reagieren auf den organischen Staub ja noch um ein vielfaches empfindlicher. Neben Endotoxin und anderen unspezifischen Reizstoffen spielen aber wie im vorherigen Artikel ausgeführt Immunreaktionen auf Pilzsporen eine wichtige Rolle und die sind im Heu ebenfalls in wesentlich größerer Menge zu finden als im Stroh.

Voraussetzung für eine Heilung ist also die Entfernung von Heu und Stroh oder zumindest die gründliche Entstaubung bzw. Entfernung der reizenden Substanzen. Das Tränken des Heus bringt nur eine gewisse Reduzierung, die bei manchen Pferden ausreicht, aber für viele Pferde ist diese Methode nicht adäquat. Neben dem Tränken des Heus (mit der Gießkanne naß machen reicht nicht) kann man auch eine Heu und Strohentstaubungsmaschiene (Fa. Lanker, Schweiz) einsetzen. Der Vorteil liegt im geringeren Arbeitsaufwand und der angenehmeren Handhabung. Gerade im Winter bereitet das Tränken von Heu nicht unbedingt Freude. Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß neben dem Heu auch das Stroh entstaubt werden kann. Für sehr empfindliche Pferde reicht weder die Wässerung noch die Entstaubung mit der Maschine. In diesen Fällen muß die Einstreu durch entstaubte Hobelspäne, Hanfstroh oder Papierschnitzel ersetzt werden. Bei der Fütterung stellt man auf Silage, Heucobs und sauberes unaufgeschütteltes Futterstroh um.

Daß auf frische Luft geachtet werden muß, sollte eigentlich gar nicht erwähnt werden müssen, aber immer noch werden in vielen Ställen vor allem nachts, wenn kein Mensch den Gestank ertragen muß, sämtliche Luken verriegelt, damit der Stall schön warm bleibt und die Schadgaskonzentration entsprechend ansteigen kann. Ammoniak ist ein Reizgas und somit schädlich. Kalte Temperaturen schaden dem Pferd hingegen nicht, erst bei Temperaturen unter minus 10 Grad beginnt der Grundumsatz anzusteigen (das heißt erst ab unter minus 10 Grad beginnt das Pferd zu "heizen"). Pferde die geschoren sind brauchen natürlich eine Decke. Optimal sind Ställe mit Klappen nach außen (dürfen natürlich nicht geschlossen sein) oder Haltungsbedingungen bei denen das Pferd an der frischen Luft ist.

 

Die medikamentelle Therapie der chronischen Lungenerkrankungen des Pferdes setzt an den drei Grundpfeilern der Erkrankung an: Verschleimung, Atemwegsverkrampfung, Entzündung und Immunreaktion in den Atemwegen. Eine erfolgreiche Therapie zielt entsprechend der Diagnostik auf alle drei Komponenten. Je nach individuellem Krankheitsbild werden unterschiedliche Medikamente und häufig auch Medikamentenkombinationen eingesetzt.

 


Der Autor übernimmt ausdrücklich keine Haftung für aus diesen Seiten abgeleitete Maßnahmen, für angegebene Dosierungen, Nebenwirkungen oder Schäden in Folge der Anwendung von Präparaten oder Maßnahmen. Die Dosierung ist im Einzelfall zu prüfen. Die Präparate dürfen nur von Tierärzten angewandt werden. Die Zulassung der Präparate für das Pferd ist im Einzelfall zu prüfen. Nicht für das Pferd und für die jeweilige Indikation zugelassene Medikamente anzuwenden ist strafbar.


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